Vom Sofa aus in der Schneverdinger Innenstadt einkaufen: Das ist die Idee von Tim Heitmann „SnevernStore“
Schneverdingen. Nur wenige Mausklicks trennen den Verbraucher von Millionen Produkten auf den Seiten bekannter Internethändler. Ob Kleidung, Zeitschriften, Getränkekisten oder Hustensaft, wer will, muss zum Einkaufen sein Zuhause nicht verlassen. Schwierig wird es dabei für jene, die die Geschäfte in der eigenen Stadt untersützen wollen, aber den Weg dahin nicht schaffen. Denn der Supermarkt und die Boutique um die Ecke setzen nicht häufig auf Internethandel. Der Schneverdinger Tim Heitmann versucht das zu ändern. Seit Anfang September betreibt der 26-Jährige den „SnevernStore“. Im Unterschied zu den globalen Riesen kommen hier alle Waren garantiert von Einzelhändlern aus der Heideblütenstadt.
„Ich will nicht, dass Menschen aus altersbedingten, zeitlichen oder gesundheitlichen Gründen auf den Einkauf vor Ort verzichten müssen“, sagt Heitmann und ist um die soziale Motivation des Projektes bemüht. Er wolle die lokalen Kaufleute in der Stadt halten. „Es ist mir wichtig, dass es noch in zehn Jahren offene Geschäfte in Schneverdingen gibt.“ Wirtschaftlich profitiere der Betreiber einer Werbeagentur nicht von der Internetplattform. Die Händler zahlen einen monatlichen Grundpreis sowie bis zu zehn Prozent Verkaufsprovision an Heitmann und entscheiden, welche Produkte auf die Seite kommen. „Das ist alles“. Die Idee, einen virtuellen lokalen Marktplatz einzurichten, kam Heitmann im vergangenen Herbst. Sein Vater war in folger einer Krebsdiagnose plötzlich auf den Rollstuhl angewisen. „Alleine einkaufen war nicht mehr drin“, erinnert sich Heitmann. Als er schließlich noch die Pflege der Großmutter übernahm, war der Schneverdinger sicher: Es muss sich etwas ändern. Wie kann man die Einzelhändler in der Stadt unter ein Dach bekommen?“, fragte sich der Werbeexperte – und war sich in einem Punkt sicher: „Sie dürfen keine Mehrarbeit durch mein Angebot haben.“ Nach anfänglicher Skepsis und der Sorge vor zu hohen Kosten durch einen eigenen Internetvertrieb überzeugte Heitmann zwei Schneverdinger Unternehmer. Im September ging der SnwevernStore ins Netz. Mittlerweile sind zwölf Händler mit 574 Produkten vertreten, die Seite wird im Durchschnitt 273 mal am Tag aufgerufen.
Lokales Taxiunternehmen liefert Ware bis an die Haustür
„Noch ist das ein reiner Shopping-Store, in dem es nicht viele Alltagsprodukte gibt“, erklärt Heitmann. Derzeit verzeichnet seine Plattform etwa eine Bestellung am Tag. Ein lokales Taxiunternehmen holt diese im Laden ab und liefert sie bis an die Haustür des Kunden. „Mein Wunsch ist es, dass man im SnevernStore eines Tages seinen Wocheneinkauf machen kann“, wagt Heitmann einen visionären Ausblick. Momentan liefen Gespräche darüber mit einem größeren Supermarkt und Landwirten aus Schneverdinger Ortsteilen.
Heitmann ist optimistisch, dass mit einem größeren Sortmiment auch die Beliebtheit der Plattform in den kommenden Monaten deutlich steigen wird. In der zweiten Jahreshälfte 2019 will er einen eigenen Kurierfahrer einstellen. – „gerne einen Rentner“.
Artikel aus der Böhme Zeitung von Montag, 12. November 2018. Jan Meier